
Deutsch-iranische Kammer empfängt Leiter europäischer Gemeinschaftskammern
05.08.2025Deutsche Unzufriedenheit über das 15 %-Zollabkommen zwischen der EU und den USA
Das jüngste Abkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten, das viele europäische Industriegüter im Handel mit den USA mit einem 15 %-Zoll belegt, hat eine Welle der Kritik unter deutschen Regierungsvertretern und Wirtschaftsführern ausgelöst.
Die 15-prozentige Zollvereinbarung, die Ende Juli von Donald Trump und Ursula von der Leyen als Maßnahme zur Verhinderung eines umfassenderen Handelskonflikts angekündigt wurde, wurde von deutschen Wirtschaftsführern als kostspieliger Kompromiss bezeichnet, der Europas – und insbesondere Deutschlands – Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten schwächen könnte.
Markus Kerber, Vorstandsvorsitzender des deutschen Energieriesen RWE, hat die Wirksamkeit des Abkommens offen in Frage gestellt. Unter Bezugnahme auf die Energieverpflichtungen, die den USA im Rahmen des Abkommens auferlegt wurden, erklärte er: „Die Vereinigten Staaten können diese zusätzliche Energiemenge einfach nicht produzieren“. Seine Äußerungen haben die Zweifel an der Realitätsnähe der Bestimmungen des Abkommens verstärkt und die Besorgnis über die wachsende Energieabhängigkeit Europas verstärkt. Kerber fügte hinzu, dass es nicht nur unpraktisch, sondern auch risikoreich sei, von einem erhöhten Angebot auszugehen, wenn die Energieproduktion der USA bereits begrenzt sei.
Nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) glauben fast 60 % der deutschen Unternehmen, dass das Abkommen den Handel nicht erleichtern, sondern vielmehr zusätzlichen wirtschaftlichen Druck ausüben wird. Bei den Unternehmen mit direkten Verbindungen zum US-Markt sind es sogar 74 %. Viele dieser Unternehmen befürchten, dass die neuen Zölle die Exportkosten erhöhen und ihre Position gegenüber amerikanischen und asiatischen Wettbewerbern schwächen werden. Analysten warnen, dass die Folgen des Abkommens auf die deutsche Wirtschaft übergreifen und sich auf Produktion, Beschäftigung und Investitionen auswirken könnten.
Lars Klingbeil, der deutsche Finanzminister und Vizekanzler, räumte zwar ein, dass eine Einigung mit den USA notwendig sei, warnte aber, dass die Folgen das deutsche Wirtschaftswachstum stark beeinträchtigen könnten. „Wir mussten eine Einigung erzielen, um Handelsspannungen zu vermeiden“, sagte er, „aber das Ergebnis dieses Kompromisses ist nichts anderes als eine Verlangsamung der deutschen Wirtschaft.“ Seine Äußerungen spiegeln die wachsende Uneinigkeit innerhalb der europäischen Regierungen über die Qualität und den Nutzen des Abkommens wider.
Die Europäische Kommission reagierte auf die Kritik Klingbeils mit Verwunderung und betonte, dass Deutschland über alle Verhandlungen und Entscheidungen umfassend informiert sei. Olof Gill, der handelspolitische Sprecher der Kommission, erklärte: „Keine Entscheidung wurde ohne das Wissen und die Beteiligung der Mitgliedstaaten getroffen – insbesondere nicht von Deutschland, das während des gesamten Prozesses auf dem Laufenden gehalten wurde.“ Die Reaktion Brüssels lässt vermuten, dass die Kritik Deutschlands eher auf innenpolitische Differenzen als auf den Inhalt des Abkommens selbst zurückzuführen ist.
In der Zwischenzeit argumentieren einige Mitglieder des Europäischen Parlaments, wie Sonja Hahn von der deutschen FDP, dass das Abkommen keine klaren Vorteile für die EU biete und die Prinzipien des regelbasierten Handels untergrabe. Kritiker behaupten, dass die EU Zugeständnisse gemacht hat, ohne greifbare Vorteile zu erzielen, und warnen davor, dass dies einen Präzedenzfall für weitere einseitige Kompromisse in der Zukunft schaffen könnte.
Obwohl die Vergeltungszölle der EU gegen die USA vorübergehend ausgesetzt wurden, laufen die Verhandlungen weiter, und viele wichtige Fragen sind noch ungelöst. Die EU hat angekündigt, dass ihre geplanten Zölle auf amerikanische Waren im Wert von 93 Mrd. EUR um sechs Monate verschoben wurden, um Raum für eine tragfähigere Vereinbarung zu schaffen. Gleichzeitig betonte der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz, dass die EU eine konkrete Vereinbarung über Stahlexportquoten anstrebt, um hohe Zölle zu vermeiden. Er räumte ein, dass das derzeitige Abkommen ein „schwieriger Kompromiss“ sei, warnte aber davor, dass eine Eskalation der Handelsspannungen Europa schaden würde. Der nächste Schritt sei die Festlegung präziser und flexibler Bedingungen in sensiblen Sektoren wie der Stahlindustrie und verwandten Branchen.
Quellen: Handelsblatt, Reuters, FT, DW