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02.03.2025Handel zwischen Iran und Deutschland: So weit, so nah
Deutschland ist ein Partner in Irans schwierigen, außenwirtschaftlichen Zeiten. In den Jahren, in denen die Sanktionen so großen Druck auf die iranische Wirtschaft ausüben, ist Deutschland der wichtigste Handelspartner Irans in Europa: Mehr als 30 Prozent des iranischen Handels in Europa werden mit Deutschland abgewickelt. Zudem ist Deutschland das viertgrößte Lieferland des Iran. Mit Beginn der EU-Sanktionen im Jahr 2011 haben sich beide Seiten jedoch stark voneinander entfernt.

Der Außenhandel ist eine der wichtigsten Säulen der wirtschaftlichen Entwicklung eines jeden Landes und spielt eine unersetzliche Rolle bei der Stärkung der heimischen Produktion, der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Verbesserung des internationalen Ansehens. Trotz seines Potenzials steht der Iran im Bereich des Außenhandels noch immer vor zahlreichen und komplexen Herausforderungen. Diese Herausforderungen, die wie ein Knäuel von Fäden miteinander verwoben sind, haben nicht nur die Ausschöpfung des iranischen Potenzials in diesem Bereich verhindert, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität und das Wachstum gefährdet. Die tiefgreifenden und strukturellen Ungleichgewichte der iranischen Wirtschaft werden auch im Bereich des Außenhandels sichtbar.
Nach einer Rangliste der Weltbank ist der Iran der dreiundneunziggrößte Exporteur und der siebziggrößte Importeur der Welt. Auf Grundlage der Weltbankdaten ist der Handelswert Saudi-Arabiens dreimal, der der Türkei dreieinhalbmal und der der Vereinigten Arabischen Emirate fünfmal so hoch wie der Irans. Eine Analyse der iranischen Export- und Importziele zeigt ebenfalls, dass es keine Diversifizierung gibt und rund 80 Prozent des iranischen Außenhandels mit nur vier oder fünf Ländern weltweit abgewickelt werden. Iranische Produkte sind auf den Märkten von Ländern, die zusammen mehr als ein Drittel des weltweiten Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften, fast nicht vertreten. Die Ausweitung des Außenhandels auf Industrieländer und Welthandelszentren ist unter den gegenwärtigen Bedingungen und der Isolation der iranischen Wirtschaft außer Reichweite.
Der Wert des Handels zwischen Iran und Europa lag 2024 bei knapp 4,5 Milliarden Euro, was einem Rückgang von vier Prozent gegenüber 2023 entspricht. Während der Laufzeit des JCPOA lag er bei über 20 Milliarden Euro und hatte das Potenzial, weiter zu steigen. Die Handelsbilanz Irans[j1] mit Europa ist mit 3,6[j2] Milliarden Euro negativ und hat sich im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent verschlechtert.
Die Stellung des Iran unter den Handelspartnern Deutschlands
Außenwirtschaftlich lag der Iran nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 1990 auf Platz 33 der deutschen Handelspartner. Schließt man die europäischen Handelspartner Deutschlands aus dieser Rangliste aus, so verbessert sich diese Position auf Rang 15. Im Jahr 2024 belegte Iran Rang 70 der deutschen Aussenhandelspartner. Im Jahr 1990 lag der Iran auf Rang 26 der deutschen Exporte, im Jahr 2024 auf Rang 68. Auch unter den Ländern, die am meisten nach Deutschland exportieren, lag der Iran 1990 auf Rang 45, 2024 auf Rang 98.

Deutschlands Status unter Irans Handelspartnern
Betrachtet man die deutsch-iranischen Handelsbeziehungen aus der Perspektive des iranischen Außenhandelsmarktes, so wird die große Bedeutung Deutschlands für den Iran deutlich. Ein großer Teil der iranischen Infrastruktur wurde von Deutschen entwickelt.In Deutschland hergestellte Waren sind bei iranischen Käufern sehr beliebt. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Irans in Europa und hat einen Anteil von 30 Prozent am Handelsvolumen der EU mit Iran. Die meisten iranischen Importe aus Europa (34%) kommen aus Deutschland. Die iranische Zollstatistik für die ersten zehn Monate des Jahres 1403 [März-Dezember 2024] zeigt, dass Deutschland nach den Vereinigten Arabischen Emiraten, China und der Türkei an vierter Stelle der Länder steht, die Importe mit dem Iran abwickeln.
Obwohl die meisten iranischen Exporte von Nicht-Ölprodukten in Länder des Nahen Ostens und Asiens (insbesondere Zentralasien) gehen, ist Deutschland der wichtigste Importeur Irans in Europa, und 25% der iranischen Exporte nach Europa gehen nach Deutschland. Deutschland steht jedoch nicht an der Spitze der wichtigsten iranischen Exportziele für Nicht-Ölprodukte. In den ersten zehn Monaten des Jahres 1403 waren nach Angaben des iranischen Zolls von den iranischen Nicht-Öl-Exporten im Wert von fast 48 Milliarden Dollar nur Waren im Wert von 128 Millionen Dollar für Deutschland bestimmt, während fast 80 Prozent in fünf Länder exportiert wurden: China, Irak, Vereinigte Arabische Emirate, Türkei und Afghanistan.
Die Handelsbeziehungen zwischen Iran und Deutschland wurden im Laufe der Jahre von vielen Faktoren beeinflusst, aber ein Blick auf die Zahlen und Statistiken zeigt, dass sich die Beziehungen in letzter Zeit weiter verschlechtert haben. Nach 2023, als das iranisch-deutsche Handelsvolumen den niedrigsten Stand der letzten 25 Jahre erreichte, zeigt ein Blick auf die Zahlen, dass das Handelsvolumen zwischen Iran und Deutschland im Jahr 2024 um vier Prozent gestiegen ist. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichte der Handel zwischen Iran und Deutschland im Jahr 2024 ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro, während es im Jahr 2023 1,sieben 45 Milliarden Euro waren. Die deutschen Exporte in den Iran stiegen in diesem Zeitraum um sechs Prozent auf 1,274 Milliarden Euro, während die iranischen Exporte nach Deutschland um neun Prozent auf 226 Millionen Euro zurückgingen.

Handel in Abhängigkeit von der Politik und einer ungewissen Zukunft
Außenhandel und Exporte sind wichtige Säulen einer gesunden und dynamischen Wirtschaft und ihre Rolle ist unbestritten. So ist beispielsweise der Export eine der wichtigsten Säulen der starken deutschen Wirtschaft und macht fast 50 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus. Die wirtschaftlichen Bedingungen im Iran haben sich jedoch in den letzten Monaten verschlechtert, und der Anstieg der Warenpreise hält an. Der starke Anstieg des Wechselkurses und des Goldpreises führte zur Absetzung des Wirtschaftsministers Hemmati durch das Parlament im Monat Esfand 1403 [Feb.-März 2025]. Die Energiekrise im Iran und der steigende Wechselkurs haben zu einer anhaltenden Rezession[j1] in der iranischen Wirtschaft und Industrie geführt. Die Herausforderungen, denen sich der Iran im Bereich des Außenhandels gegenübersieht, haben der Wirtschaft ebenfalls einen schweren Schlag versetzt. Die Sanktionen und die Weigerung großer Unternehmen, mit dem Iran zusammenzuarbeiten, die Einschränkungen beim Aufbau globaler Beziehungen, die Unfähigkeit, Finanztransaktionen durchzuführen, und eine schlechte Innenpolitik gehören zu den größten Herausforderungen für den iranischen Export. Hinzu kommt die merkwürdige Politik, die den Devisenmarkt im Iran regelt. Die Tatsache, dass der Iran auf der schwarzen Liste der FATF steht, ist ein weiteres Handelshemmnis für den Iran. All diese Faktoren haben dazu geführt, dass der Anteil der iranischen Nicht-Öl-Exporte am gesamten Welthandel sehr gering ist und selbst der globale Ölmarkt sich an das Fehlen iranischen Öls gewöhnt hat.
Die veränderten weltpolitischen Rahmenbedingungen und die Störung des Gleichgewichts durch Donald Trump haben die Zukunft unsicher gemacht. Der US-Präsident hat mit seiner unberechenbaren Politik und seinem aggressiven Auftreten die Machtbalance auf der Weltbühne verändert. Von der Neudefinition der Beziehungen der USA zu ihren traditionellen Verbündeten über die Verschärfung der Rivalität mit China bis hin zu direkten Gesprächen mit Russland und sogar einem Briefwechsel mit dem iranischen Staatsoberhaupt – all dies hat die internationalen Entscheidungsfindungen beeinflusst. Derzeit steht das iranische Atomprogramm im Mittelpunkt der internationalen Aufmerksamkeit, und sollte es zu einer Einigung kommen, wird sich alles um dieses Thema drehen. Trump hat in Interviews wiederholt erklärt, dass er ein Abkommen mit der iranischen Führung anderen Optionen vorzieht und dass ein solches Abkommen notwendig ist. Die Einbeziehung Russlands in die Nuklearverhandlungen mit dem Iran könnte dazu beitragen. Laut Bloomberg hat sich Moskau bereit erklärt, die Regierung von Donald Trump bei der Kontaktaufnahme mit dem Iran in verschiedenen Fragen zu unterstützen, darunter auch das Atomprogramm Teherans. Ein Kreml-Sprecher sagte, die iranische Nuklearfrage werde bei den nächsten Gesprächen zwischen Russland und den USA zur Sprache kommen.
Unterdessen erklärte Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, in einem Interview mit dem Wall Street Journal im März 2025, dass das Niveau des Dialogs und der Kommunikation mit Teheran und dem iranischen Außenminister (Seyed Abbas Araghchi) sehr gut sei und dass bis Juni 2025 ein umfassender Bericht über das iranische Nuklearprogramm erwartet werde (Khordad 1404). In dem Interview erwähnte er, dass sein Besuch im Iran im November und die Treffen mit Präsident Masoud Pezeshkian und Außenminister Abbas Araghchi gezeigt hätten, dass die Atmosphäre für einen konstruktiven Austausch günstig sei.
